Und nun steh ich hier, soll die Spielereien meiner
Mitschüler
über mich ergehen lassen, um mich so in die Rolle des Künstlers zu versetzen,
der
sonst an meiner Stelle stehen würde, um sich mit dem Publikum auseinanderzusetzen.
Aber wirklich, dass ist doch nun nicht von diesem Beruf
abhängig. Auch der Gast,
der später vor der Bühne steht, kann sich vorstellen,
was das für ein Stress sein kann, dort oben auf der Bühne zu stehen
und mit
welcher Arbeit dies alles verbunden ist.
Denn aufgeregt war man wohl doch selber schon einmal.
Wenn
man vor seiner Klasse sprechen musste,
sei es eine Rezitation oder ähnliches –
so handelte es sich auch um ein Publikum,
dem man etwas mitteilen möchte.
Es ist selten, aber ich hatte unter der Woche wirklich einmal
frei.
Welch glücklicher Zufall, denn an diesem Tag,
sollte meine Freundin bei
einer Veranstaltung – dem „Kulturcafe“ auftreten und singen.
Ich wusste was sie singen würde und sie hat sich nicht
gerade einen leichten Song ausgesucht.
Natürlich werdet ihr jetzt sagen, ist es etwas anderes –
selber auf einer Bühne zu stehen
oder nur bei jemandem zu seien, der dort bald
stehen wird.
Doch wenn man selber schon einmal so etwas erlebt hat,
sollte
man sich in die Lage des anderen hineinversetzen können.
Er ist aufgeregt,
nervös – oder cool und locker.
Jeder reagiert anders auf solche Situationen,
doch auch das sieht man den meisten Menschen an.
Ich begleitete meine Freundin an diesem Tag zur Probe und
zur Veranstaltung.
Sie war schick angezogen, schließlich würde sie bald vor
vielen Leuten singen
und mit dem richtigen Outfit steigt die Sicherheit, die
man verspürt,
wenn man an das bevorstehende Ereignis denkt.
Ich glaube, dass es
etwas gedauert hat, bis sie mit ihren Klamotten zufrieden war,
brauche ich nicht
anmerken.
Zur Einstimmung machte ich ihr zuhause noch einmal das Lied
an,
was sie in wenigen Stunden vor mehreren hundert Leuten singen wollte
– wenn
ich so zurück Blicke, weiß ich nicht, ob das unbedingt das Beste war,
was ich
in dem Moment tun konnte.
Doch genau darum geht
es – genau zu wissen, was zu tun ist.
Und ich glaube, genau deswegen stehe ich
hier oben – weil man nie genau weiß,
was zu tun ist … es aber trotzdem
versucht.
Wenn jemand aufgeregt ist, versucht man diesen zu beruhigen,
ist er nervös redet man ihm gut zu.
Natürlich war Anne textsicher,
doch es braucht einem für
einen kurzen Moment nur ein kleines Wort nicht einfallen,
um nervös zu werden.
Ich wollte ihr gut zureden, hab sie auch versucht etwas
abzulenken,
herum zu albern – eben damit man auf andere Gedanken kommt.
Doch
hat man dann bei so etwas ganz oft das Gefühl,
dass das, was man macht, keine
Wirkung erzielt
– oder dein Gegenüber es sich wenig anmerken lässt.
Denn das Böse dabei ist – letztendlich muss man mit seiner
Aufregung ganz alleine fertig werden.
Denn auf den Stress folgt die Belohnung in Form von
wunderbaren Glücksgefühlen.
Und so war es dann am Ende auch.
Nach viel Aufregung und
Nervosität legte Anne einen super Auftritt hin
und war danach super happy.
Letztendlich freut man sich dann selber, weil man sich
vielleicht denkt,
dass man daran mitgewirkt hat.
Und ganz nebenbei – Annes Auftritt war sowieso am besten.
Ich bin ja nur froh, dass bei ihr nichts schief gelaufen ist. Seien wir
ehrlich,
je mehr man in diesen Beruf versinkt,
desto mehr achtet man auf sein
technisch, veranstalterisches Umfeld.
Da stand eine kleine Lichtanlage, die permanent geflackert
hat,
Boxen standen hinter Mikrofonen und irgendwo seitlich an einer Treppe.
Anders als bei Anne, hat es oft gekoppelt. Für kommende Veranstaltungen,
sollte
man vielleicht seine Hilfe anbieten.
Doch weiß ich auch, dass es sich dabei um Schulaufführungen
handelt
und nicht um ein riesen Konzert. Nichts desto trotz können auch diese
gut verlaufen.
Doch genug mit der Schweiferei,
schließlich wird es einen
Großteil von euch nicht anders gehen.
Doch achtet vielleicht in Zukunft nicht nur auf die Technik,
die euch auf einer Baustelle umgibt, sondern auch auf die Menschen.
Sich emotional auf andere Einzustellen sorgt für ein gutes
Verhältnis.
Versetze dich in der anderen Lage, sie versuchen es
vielleicht auch.