"Den da.", sagte der kleiner Junge zu seiner Mutti und zeigt dabei auf einen Gegenstand in der Mitte des oberen Regales.
So viel sei verraten, wir befinden uns in einem Kleidungsgeschäft..
"Dieses Hut bitte.", entgegnete die Mutter auf die Frage der Verkäuferin,
ob sie ihnen helfen könnte.
Der Junge wollte schon lange einen Hut haben, so einen wie Papa,
nur halt in seiner Größe. Denn immer wen er den Hut seines Vaters aufsetzte,
dann rutschte dieser bis zu Nase und verdeckte seine Augen.
Der Hut war schlicht, schwarz - aus Polyester und Baumwolle.
Die Kassiererin brauchte den Hut gar nicht erst einpacken, der Junge setzte ihn sofort auf.
Dieser Hut passte ihm. Nicht zur locker und nicht zu fest, aber die Hauptsache war wohl,
dass er ihm nicht mehr bis zur Nase herunter rutschte.
Die Tage vergingen und der Hut war nicht mehr vom Kopf des Jungen weg zu denken,
er trug ihn so oft es ging.
Das hinterließ auch am Hut spuren. Das einst schöne dunkle schwarz wurde immer matter.
Und mit dem Alter kamen auch die Probleme. Denn der Junge entwuchs dem Hut.
Er wurde immer enger und drückte am Kopf. Traurig musste der Junge feststellen,
dass er seinen Hut nicht mehr tragen kann.
Damit der Junge aber nicht so traurig darüber war,
gab der Vater einen seiner etwas älteren und kleineren Hüte an seinen Sohn ab.
Der Sohn freute sich, auch wenn er wusste, dass das nicht wirklich sein Hut war
- er sah zwar so ähnlich aus und fühlte sich toll an - doch passte er ihm nicht so schön,
wie einst sein erster.
Und so geschah es, dass ihm einst an einem windigen Tag
- eine starke Böe den Hut vom Kopf riss und fort trug...
Der Junge versuchte zwar noch den Hut zu verfolgen und wieder ein zu fangen,
doch so stark die Böe war, so schnell trug sie auch den Hut davon
und so schnell war sie selber weg.
Viele Tage vergingen und der Junge verlor die Lust an Hüten,
nachdem er nun von beiden Abschied nehmen musste.
Er wurde älter und bekam selber ein Kind. Mit dem er eines Tages durch die Stadt ging.
An einem Hutgeschäft blieben sie stehen und der Junge,
der Sohn - welcher nun selber Vater war,
erzählte wiederum seinem Nachwuchs die Geschichte über die Hüte.
Der Vater brauchte gar nicht viel erzählen,
denn der Junge wollte nun auch gerne einen Hut haben
und mit Freude erfüllte sein Vater ihm den gefallen ...
Und auch für ihn fanden sie einen Hut und stolz verließen Vater
und Sohn das Geschäft und machten sich wieder auf den Heimweg.
Und wieder sollte es passieren, dass an diesem windigen Tag,
der Hut vom Jungen durch eine Böe erwischt werden sollte.
Doch dieses Mal bemerkte der Vater den aufkommenden Windstoß
und hielt den Hut seines Sohnes fest, ehe dieser wegfliegen konnte.
Der Sohn war glücklich darüber und schloss den Hut fest in seine Arme und drückte seinen Vati ganz doll.
"Papa schau einmal, da hinter dir liegt ein Hut..." - sagte der Junge..
"ob den jemand verloren hat?"
Der Vater drehte sich um, hebte den Hut an und begutachtete ihn.
"Du hast Recht mein Jung, den hat jemand verloren..",
sagte der Vater mit einem überraschtem Gesicht, aber Freude in der Stimme.
In dem Hut waren zwei Buchstaben eingestickt, es waren die Initialen seines Vaters,
der ihm damals den Hut geschenkt hat.
*was der Wind trägt, dass bringt er auch wieder zurück...
Und er klopfte den Hut einmal ab, knetete ihn in Form und setze ihn wieder auf - denn endlich passte er.