Stellt euch eine Küche vor. Am Tisch sitzt die Frau, liest ihre Zeitung, der Mann hat bereits die Milch herein geholt, die ihm jeden Morgen frisch geliefert wird. Er setz sich zu ihr und schmiert sich ein Brötchen. Währenddessen schaute er sich die Hauptartikel an, hinter denen sich auch irgendwo seine Frau finden lassen müsste.
Auf der Titelseite war ein riesiges Bild abgebildet, voller Rosen, alle erstrahlten in einem wunderschönen Rotton.
Und klein war unten drunter geschrieben: „ Finden Sie die rote Rose.“.
Der Mann musste schmunzeln. Daraufhin wurde seine Frau aufmerksam. Scheinbar hat sie vorhin im Halbschlaf die Seite einfach außer Acht gelassen. „Was erfreut dich so Schatz?“, fragte die Frau, während der Mann nur auf das Bild und den darunter stehenden Satz verwies. „Was`?“, erwiderte die Frau: „Ist das nicht unsinnig?“.
Wieder schmunzelte der Mann, schließlich kannte er seine Frau und wusste, wie sie tickt.
„Schau, das ist ähnlich wie in dem Realismus-Aufsatz von Theodor Fontane..“. Die Frau, dachte kurz nach, doch der Mann merkte schon, wie sich in dem Gesicht seiner Liebsten ein großes Fragezeichen abbildet.
„Gut, gut, ich gebe zu, ich bin kein großer Verfechter dieses Aufsatzes. Zumal er in einigen Zeilen jegliche Literaturepochen, außer seiner als mehr oder weniger unwichtig darstellt. So, oder ähnlich hab ich noch die Worte einer Freundin im Kopf und sie mag damit nicht ganz unrecht haben. Ich möchte dir mal einen kleinen Ausschnitt aus etwas, was ich in seinem Aufsatz die Einleitung nennen möchte, vortragen.“, sogleich richtete er sich auf, drucke seine Brust heraus und holte tief Luft.
„ Die goldenen Zeiten sind immer vergangene gewesen. Wollten jene Herren, die so grausam über alles Neue den Stab brechen, nach der eigensten Wurzel ihres absprechenden Urteils forschen, sie würden sie in selbstsüchtiger Bequemlichkeit und in nichts Bessern finden. Gerechtigkeit gegen Zeitgenossen ist immer eine schwere Tugend gewesen, aber sie ist doppelt schwer auf einem Gebiete, wo das wuchernde Unkraut dem flüchtigen Beschauer die echte Blüte verbirgt. Solche Blüten sind mühsam zu finden, aber sie sind da. Was uns angeht, die wir seit einem Dezennium nicht müde werden, auf dem dunklen Hintergrunde der Tagesliteratur den Lichtstreif des Genius zu verfolgen, so bekennen wir unsere feste Überzeugung dahin, daß wir nicht rückwärts, sondern vorwärts schreiten und das wir drauf und dran sind, einem Dichter die Wege zu bahnen, der um der Richtung willen, die unsere Zeit ihm vorzeichnet, berufen sein wird, eine neue Blüte unserer Literatur, vielleicht ihre höchste, herbeizurufen.“,
soviel dazu, dachte sich seine Frau und blätterte eine Seite weiter. Für sie bestand der leichte Verdacht, ihr Manne wolle wieder einmal nur angeben und hat zwei grundverschiedene Dinge zusammen getan.
„Was ich, mit den Worten von Fontane nur sagen möchte und, wohlbemerkt, er hat mit dieser Passage, als auch mit andern, sehr viel zum Ausdruck gebracht.“, so grübelte er, steckte sich die Reste seines Brötchens in den Mund und brubbelte etwas,
was sich anhörte wie:
"Die Welt ist voll von Informationen, wir werden überschwemmt von allen möglichen Dingen, Geschichten, Personen, die glauben, in ihnen stecke ein großer Schreiber, dass wir diejenigen außer Augen verlieren, die wirklich eine Begabung haben. Sozusagen die Rose im Dornenfeld.“
Er küsste ihre Stirn und ging ins Wohnzimmer.
„ Ich glaube unser Internetblog hatte gestern einen Ausfall, vielleicht sollt ich mich dafür bei unseren Lesern entschuldigen und ihnen etwas schreiben.“.
„Ist gut Schatz“, rief ihm seine Frau nach, schließlich befand er sich nicht mehr im selben Raum.
Sie legte daraufhin die Zeitung zur Seite, räumte ihre beiden Teller vom Tisch und fing an sie ab zu waschen.
Was die Frau nicht bemerkte war, dass wenn sie das Foto vom weiten betrachtet hätte, ihr vielleicht aufgefallen wäre, dass das Bild an sich, eine große wunderschöne Rose ergibt.
In den Blog schriebt ihr Mann lediglich die Worte:
„ Hoffentlich merkt sie es <3“
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„Hoffentlich merkt sie es <3"
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