Hinter der Tür brannte noch Licht. Schon lange ist niemand mehr unten in den Büroräumen.
Die Familie ist oben und die angestellten sind zu sich nach Hause gefahren.
Feierabend war schon lange, doch gab es noch eine Menge was zu erledigen war
und was er nicht auf morgen verschieben konnte.
Auf seinem Schreibtisch lagen noch ein paar Papiere, die er durchgehen wollte – nichts,
was nicht auch bis morgen noch hätte warten können.
Vor etwa zwei Stunden sah es im Laden noch anders aus. Es dämmerte
und die Kollegen verbrachten ihre letzten Arbeitsschritte, gedanklich waren sie schon daheim.
Sein Sohn kam vorbei – er hat sich mit seiner Familie einen Traum erfüllt.
Ein Geschäft eröffnet. Er hatte versucht dies mit der Familie zu verbinden. Über den Geschäftsräumen waren die Zimmer seiner Familie.
Sein Sohn schaute öfters vorbei – wenn er aus dem Kindergarten kam, begrüßte er ihn, brachte ihm ab und zu auch mal ein halbes Glas Eistee,
(die andere Hälfte ging schon auf dem Weg von der Küche in sein
Büro in dem Bauch des kleinen abhanden..).
Und er holte ihn immer zum Abendbrot hoch, was sich in letzter Zeit leider häufte.
Früher war es anders, da war er immer der erste der Feierabend gemacht hat um pünktlich am Abendbrottisch zu sitzen.
Doch nun essen der kleine und seine Mutter häufig alleine.
Das kleine Schreibtischlicht flackerte, er schreckte etwas hoch
– völlig vergessen hatte er wohl die Zeit. Er schaute auf die Uhr
– seine Frau hat es sich wohl schon auf der Couch bequem gemacht,
sein Kind wohl schon im Bett. Schon wieder hat er das Abendessen verpasst.
Bedrückt schaut er auf seinen Finger – ein wunderschöner Ehering schmückt sein Hand,
aus Titan und Rotgold, eine Seltenheit.
Und endlich wurde ihm wieder bewusst, was ihm schon viel früher hätte bewusst werden müssen, schon die Tatsache, dass sein Sohn ihm immer zum Essen holt..
Nein, so konnte es nicht weiter gehen.
Diesen Abend nahm er noch ein entspannen Duschbad, den Ring trug er dabei immer
– nie nahm er ihn ab. Es wäre auch nicht so gewesen, dass der Ring irgendwie hätte abnutzen können, dafür war er aus zu besonderen Materialien.
Seine Frau schlief mittlerweile schon – er wollte sich nur noch abtrocknen und ins Bett legen, als er an der Fensterscheibe einen Handabdruck sah. Er erschrak etwas, doch kam ihm die Hand zu bekannt vor, als sich vor ihr zu fürchten. Es war die Hand seiner Frau und in ihrem Abdruck entdecke er noch eine Hand – viel kleiner, die seines Kindes.
Als hätten sie gewusst, dass er heute noch duschen ist, hinterließen sie ich diese kleine Nachricht.
Das freute ihn und als er sich dann auch noch zum Spiegel umdrehte,
sah er – dass dort etwas stand: „Wir lieben dich!“.
Das berührte ihn und bekräftigte nur seinen Entschluss.
Diese Nacht kuschelte er sich wieder ganz fest an seine Frau heran und ihr sah man an,
dass sie es genoss.
Die Tage danach kam er immer pünktlich zum Abendbrot, ja musste sogar ab
und zu seinen Sohn zu Tisch bitten.
Doch ob es so bleibt?
Die Arbeit kann man sich nicht aufsparen, doch sollte man nicht vergessen, wen man im Leben welche Versprechen gab. Schon gar nicht, wenn an sie täglich mit sich trägt…
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