Dienstag, 7. Februar 2012

Die Wege der Kindheit


3 Wochen ist es nun her, da hat Hommes seinen letzten Fall gelöst. Die Zeitungen in seinem Arbeitszimmer stapelten sich – der Fußboden war nicht mehr zu betreten.
Seine Schreibmaschine war leer, ein Stapel Blätter lag allerdings neben ihr, gefüllt mit Kritzeleien und unlesbaren Stichpunkten.
Die Kerze im Raum brannte wieder, seine einzige Lichtquelle
– sonst war der Raum dunkel.
An den Wänden setzten sich dunkle Schatten ab.
Hommes setze sich auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch,
als er Schritte hörte, die die Treppe hinauf gingen, 
legte er seinen Stift zur Seite.
„Ein ruckhaftes Auftreten,  leichtes Nachschleifen eines Beines und etwas klirrendes.“
Es schien ihm, dass es seine Hausdame war, die die Treppen hinauf stieg und nun vor Hommes Tür stand. Zwei tiefe Atemzüge konnte er noch vernehmen, dann wurde es dunkel im Zimmer.
Mit einem Ruck schmiss Miss Dörsney die Tür auf und durch den Luftzug erlosch die Kerze.
„Mr. Hommes, Sie sitzen nun schon seit mehreren Tagen hier drinnen, ich nahm fast an sie seien verreist oder nicht mehr am Leben – ich habe nichts von ihnen vernommen, geschweige denn auch nur das kleinste Geräusch gehört. Lediglich ihre Geige brachte ich dazu an zu nehmen, dass sie hier noch ihr Unwesen treiben müssten
– lag sie doch jeden Tag wohl etwas anders, als den Tag zuvor.“
Kurz trat im Raum stille ein – es schien fast, als würden sich die Worte von der Hausdame im Dunkeln des Raumes verlieren. 
Doch dann zündete Hommes ein Streichholz an und der Raum füllte sich kurzzeitig mit Licht. Er hatte sich in der Zeit, in der sich Muss Dörsney über ihn ausgelassen hat, seine Pfeife gestopft und war nun dabei sie anzufeuern.
„Nun Miss Dörsney“, fing Hommes an, „ich bewundere mittlerweile ihre Beobachtungsgabe, mir scheint, da ist etwas von meiner Seits auf sie abgefärbt. Doch habe ich ihnen wohl sichtlich keinen Grund gegeben, dass ich nicht daheim sei, oder gar umgekommen 
– waren doch die gesamte Zeit über mein Mantel und meine Schuhe unten zu finden.“
Sie verdrehte ihr Augen, doch das fiel ihm nicht auf. 
„Wie ich sehe haben sie meine Geige und ein Kännchen Tee.“ 
– auf diese Worte betrat die Hausdame das Zimmer, legte die wenigen Zeitungen,
die auf Hommes Arbeitstisch noch lagen zusammen und stellte die Kanne, mit zwei Tassen darauf.
„Zwei Tassen?“, fragte Hommes – „Ich nahm an heute keinen Besuch mehr empfangen zu wollen?“
„Die zweite Tasse ist für mich.“, erwiderte die Dame schnell.
„Es ist nicht mit an zu sehen, wie sie sich und das Haus immer mehr verkommen lassen. Ihre Arbeit lassen sie nun auch seit geraumer Zeit liegen  - was veranlasst sie dazu?“
Hommes zog an seiner Pfeife .. „Arbeit liegen lassen? 
Liebe Miss Dörsney, ich lasse sie weiß Gott nicht liegen, 
doch gibt es keinen Fall, den ich nicht bis zu Letzt aufgeschlüsselte habe und vermag zu lösen.“
Skeptisch hob sie willkürlich eine alte Zeitung  hoch, 
sie war nun schon 3 Monate alt: „Was ist hiermit?“
„Die Frau ist in Frankreich abgetaucht, der Mann wurde festgenommen – wenn ich mich nicht täusche wurde das Geld wenige Tage später noch in London gefunden.“ – erwiderte er kühl.
„Nun gut, aber die Zeitung von heute können sie noch nicht kennen – Juwelenraub in Amsterdam, nun?“
„Lassen sie es mich einmal lesen“, er nahm die Zeitung an sich, blätterte einige Seiten weiter…  Schauen sie sich das einmal an.“, er gab ihr die Zeitung zurück und zeigte auf einen anderen Artikel.
Miss Dörsney wunderte sich nur: „Und wie kommen sie nun darauf?“
– „Ich habe es gelesen und geschlussfolgert..
„Hommes?“, fragte sie –„ Wie kam das eigentlich mit ihnen, Detektiv wird man doch wohl nicht über Nacht?“
„Ach wissen sie“, erwiderte er, „Ich habe mir früher viele Spiele mit einem Bruder ausgedacht. Wir dachten uns Codes aus und versuchten die des anderen zu Decodieren, nur um mal ein Beispiel zu nennen. Es ergab sich, dass ich damals bereits ein Interesse an klassischen Instrumenten hatte. Und so habe ich mich jedes Mal darüber gefreut, der Geige einen zarten Ton zu entlocken. 
Und, seien wir einmal ehrlich – letztendlich muss man nur versuchen den Tatsachen zu folgen und richtig zu deuten.
Ein verlorener Schlüssel, ein gestohlenes Halsband ..
Denn vergessen Sie nicht – alles steht genau an dem Ort, 
an dem es stehen muss.
Falls es sie nun auch noch interessiert – wie das mit der Pfeife kam. Nun, ich hegte seit jeher eine große Sympathie für den Geruch der Pfeife. Mein werter Vater trug wohl einen bedeutenden Teil dazu bei. – Mehr als 20 Jahre leistet sie mir nun schon treue Dienste und wenn ich es sagen darf, so schmeckt sie immer besser.“
Leicht verträumt drehte sich Hommes mit seinem Stuhl hin und her.
„Was wäre dieses Haus auch ohne den Geruch ihrer Pfeife..“ 
– Dann drehte er sich zu ihr, legte seine Pfeife auf den Tisch und lächelte sie an.
„Und genau dort gehört die Pfeife jetzt hin – sie ist genau da, wo sie sein muss..?“ , fragte Miss Dörsney nun leicht hämisch, was Hommes nur weiter schmunzeln lies.
„Nun,“, Hommes Stimme klang gelockert, „bevor ich sie nun reinige, muss sie erst abkühlen ..
Vielen Dank für den Tee.“

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