Montag, 6. Februar 2012

Weiß die Asche

„Sir, sie sind dran..“
Er schaute in seine Karten – zwei Asse hatte er.
In aller Ruhe zog er an seiner Pfeife und schaute in die Runde. Es waren nur noch zwei andere Spieler am Tisch, einer davon hat soeben alles auf seine Karten gesetzt. Hommes schaute ihn an. 
Er sah nervös aus, schaute sich ständig um, tippte mit seinen Fingern auf den Tisch.
Ganz klar, die Tat eines verzweifelten. 
Trotz seines Anzugs und den geputzten Schuhen schien dies hier nicht seine gewohnte Umgebung zu sein. 
Doch der Monatsanfang trieb die Arbeiter in diese Viertel für Glücksspiele und Alkohol.
An seiner rechten Hand erkannte ich den Abdruck eines Ringes 
– mir scheint er habe ihn für diesen Abend verpfändet. 
Unter solchen Umständen wollte er nicht gewinnen.
„Sir?“, die Leute um ihn herum drängten.
„Verzeiht“, erwiderte er, nun etwas nachdenklich. 

„Ich passe..“


Urplötzlich viel jegliche Anspannung vom anderen Spieler. 
Freude spiegelte sich in seinen Augen wieder – doch sollte die nicht von langer Dauer gewesen sein.
Ich wandte mich dem Tisch ab. Setze ich an die Bar und stopfte meine Pfeife.
„Wohl kein Glück gehabt heute, nehme ich an?“, der Herr neben ihm drehte sich zu ihm hin. Er war schlicht gekleidet, hatte einen Hut und seinen Mantel neben sich auf einen Hocker gepackt. 
Er trug ein graues Hemd und eine Stoffhose – ich vermute mal, 
er sei Verkäufer. An seinen Händen waren keine Schwielen zu entdecken, allerdings trug er eine, zwar nicht stark auffallende, allerdings sehr gut verarbeitet Uhr mit dunklen Steinen und einem sehr matten Schliff. Ihr Leder sah wenig beansprucht aus 
– sie war wohl neu.

„Kein Glück?“, fragte ich? „Ich sah es nicht ganz in meinem Ermessen diese Runde für mich zu entscheiden, das hat seine Gründe. Gewiss hat dies nichts mit Glück zu tun.“
Der Mann schaute mich nun zurückhaltend an.
„Darf ich ihnen Feuer geben?“, 
fragte er und wieder musste ich Einwende bringen.

„Jemand der Pfeife raucht, lässt sich ungerne anzünden 
– nimmt er dies doch lieber selber vor.“ – er erwiderte nichts.

In der Kneipe kam langsam Ruhe ein. Ein war spät und hatte schon vor Stunden angefangen zu regnen. Die letzten 9 Gäste die das Lokal betraten trugen immer einen Regenschirm bei sich, 
oder hatten nasse Schultern. Darüber hinaus war der Eingang vom Bierkrug, so nannte sich die Kneipe, mit dem Dreck der Straße beschmutzt.
Ich zündete mir also meine Pfeife selber an, der Herr neben mir schenkte seine Beachtung nun wem ganz anders. Aus meinem Augenwinkel konnte ich ein funkeln in seinen Augen erkennen, 
als er den jungen Mann nachschaute – der vorhin die Partie mit mir für sich entscheiden konnte.
„Ach wissen sie, da fällt mir ein ..
- Lui, meine Rechnungen werde ich wohl morgen begleichen können“
Der Barkeeper schaute etwas mürrisch drein, erwiderte es dann aber mit einem: „Das mag ich dir auch langsam raten.“
Der Kerl zündete sich noch eine kleine Zigarre an, warf sich seinen Mantel über, setze seinen Hut auf und wollte gerade verschwinden, als mir auffiel – dass er seinen Regenschirm vergessen hatte.

„Sir, ihr Regenschirm!“
Er drehte sich um, langsam schien er etwas in Eile zu sein. 
Ich warf ihm also seinen Regenschirm zu. Er war klein, für seine Größe allerdings recht schwer. Dies lag wohl am Holzgriff und der Metallspitze.
Er fing den Schirm auf und verschwand.        
Ich wendete mich wieder dem Tresen, ein, zwei Drinks wollte ich noch zu mir nehmen – warten bis es aufgehört hat zu regnen und mich dann selber auf den Heimweg machen.
Als ich das Lokal dann letztendlich verließ, pfeifte ein scharfer Wind. Ich bog in eine Seitenstraße ein, schräg gegenüber vom Pub.
Dor bemerkte ich ungewöhnliche Spuren in dem modrigen Boden. 
Es sah so aus, als wenn jemand etwas hinter sich her geschliffen hat. Allerdings war diese Rille frisch, der Regen hatte noch keine Gelegenheit sich in ihr ab zu setzen.
Es kam mir komisch vor, denn um diese Zeit würde niemand mehr etwas transportieren, schon gar nicht über den Boden schleifen.
Ich folgte der Spur, bis ich in eine Sackgasse landete.
Dort fand ich den zu Tode geschlagenen jungen Mann. Die Freude war aus seinem Gesicht verschwunden, ebenso alle Habseligkeiten, die er bei sich gehabt haben muss. Sein erspieltes Geld ist nun wohl wieder in einer anderen Tasche gelandet, dachte ich mir 
– doch dieses mal war es mehr als Pech, was ihn verfolgt hat.
Ich schaute mir seinen zusammen gekauerten Körper genauer an. Seine Kleidung war mit Dreck bedeckt – als hatte er versucht auf allen vieren zu flüchten. Seine Taschen waren nicht zerrissen, der Täte hat wohl gewusst, wonach er suchen muss – allerdings befanden sich mehrere Risse in den Ärmeln, er hat sich wohl versucht zu wehren.
Ein harter Schlag auf den Kopf bedeutet sein Ende, 
es muss ein schwerer Gegenstand gewesen sein.
Niemand der etwas im Kopf hat, läuft mit einem mit Blut verschmiertem Gegenstand herum dachte ich mir. Doch ich konnte in dunkeln nichts finden.
Bevor ich die Polizei alarmierte warf ich noch einen kurzen Blick auf den Mann. Jemand hatte etwas Asche über ihn geschüttet und an seinem Hemd befand sich ein Brandfleck.

Als die Polizei erschien war Hommes schon weg. Der Regen setzte wieder ein und wischte so viele mögliche Hinweise für die Polizei weg. Diese legten den Fall als schlichten Mordfall ab.
Den Mann den sie gefunden haben war Erik Morgenheim, Sohn von Franz Morgenheim, eines großes Industriellen. Den Morgenheims gehören verschiedene Fabriken, die alle im Land verteilt sind.
Nach dem Tod seinen Vaters, sollte Erik in wenigen Tagen die Leitung über die Fabriken seinen Vaters übernehmen.
An seine stellte tritt nun der Leiter des Vorstandes Hans Heinrich. Ein unscheinbarer Mann – er wollte mir erst neulich Feuer für meine Pfeife geben.
Zwei Wochen nach seinem Antritt wurde er verhaftet und kam für  den Mord an Erik und Franz Morgenheim ins Gefängnis.
Ohne gewisse Hinweise hätte die Polizei sich diesem Fall nie angenommen, doch nach kurzer Zeit konnten sie ihn überführen und beide Fälle nachweisen.
Die Person, die die Hinweise gab – blieb im Schatten.

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