Samstag, 5. März 2011

Retour Sitzplatz22

Es handelte sich nicht um einen normalen Samstag. 
Schön war er, ohne Frage, aber nicht so, wie er sonst bei mir abläuft. 
Ein normaler Samstag ist gespickt mit Hausaufgaben oder ähnlichem Zeug, 
welches einem die Schule in Scharen hinterher wirft.

Ich habe ihn bei dir verbracht, mit dir verbracht.
Allein dies ist ein Zeichen dafür, dass er toll wird und dann auch toll bleibt.
Der Weg zu dir hin war lang und leider wird er auch nicht kürzer. 
Entfernung ist etwas Böses. 
Je größer sie ist, desto schmerzhafter ist sie. 
Es ist nichts, womit man sich anfreunden mag.

Sie wohnt nur knapp 35 Minuten von mir entfernt, mit der Bahn wohlbemerkt 
– doch selbst diese kann einem bereits jegliche Spontanität rauben.

Der Tag mit dir war schön, wir waren unter Freunden. Haben den einen besucht, waren mit ihm unterwegs und trafen dann zuhause einen andern an. Ich glaub, 
wir verstehen uns gut, ich mags nur hoffen.

Doch solang der Tag auch ist und so lecker das Abendbrot auch sein mag, 
neigt sich die Zeit zu Ende, die man zusammen verbringen soll.
Was haben wir heute erlebt?
-          Blutiges Eis bzw. eine blutige Hand
-          Kuchen
-          Ballspiele
-          Freude, Lachen
-          Fluffluff

Und am Ende muss ich zurück geschickt werden? 
Wir beide wissen, wie sehr wir diesen Moment meiden wollen. 
Trotzdem reagieren wir so grundverschieden darauf.
Anstelle solcher Momente zu gedenken, überleg ich schon, wann wir uns wieder sehen, 
dass wir nachher schreiben – auf andere Art und Weise zusammen sind. 
Wenn nicht körperlich, 
dann will ich wenigstens in deinem Herzen und deinem Kopf rumschwirren.
Doch dich macht dieser Moment so traurig, dass alles davor und alles danach in den Hintergrund rutscht. Es macht mich traurig dich so zu sehen, 
es sind Leiden!
Blick nach vorne, ich komm doch wieder. 
Erfreu dich doch bitte endlich mal vollkommen, an dem was ist..

Ich, ich versteh dich, bitte glaub mir. 
Es ist wie ein schwarzer Vorhang, der sich zu zieht.

Ich werde wieder zurück gebracht, oder ums einfach auszudrücken, muss nach Hause. 
Die Personen am andern Ende, habe es sowieso wie immer nicht richtig aufgefasst. 
Wozu reden, wenn sie nicht zuhören.



Sie gab mir einen letzten Kuss, danach stieg ich in die Bahn ein. Ich suchte mir einen geeigneten Platz, fernab der Mengen, die sich im hinteren Teil wiederfanden, konnte ich mich vorne auf einen etwas breiteren Sitz niederlassen. Die Bahn sah nach vorne hin leer aus. Lediglich ich und zwei andere Personen, doch die interessierten mich nicht.
Ich setzte meine Kopfhörer auf, um mich von den andern abzuheben. 
In der Hoffnung, dass mich die Bahn dann schneller nach Hause bringt.
Doch irgendwas an dieser Fahrt war ungewöhnlich. Es fiel mir erst nach einigen Haltestellen auf, doch jedes Mal, wenn die Bahn anfuhr, begannen die Lichter zu flackern. 
Die Sache gefiel mir nicht, doch was sollte ich machen. 
Ich schloss die Augen und drehte die Musik lauter.

Eine scharfe Bremsung riss mich aus meinen Gedanken, sie kreisten natürlich um dich..

Ich schaute aus dem Fenster, doch die Bahn war in voller Fahrt. Nun erweckte ein Mann mein Interesse. Eine dunkle Gestalt stand plötzlich in Mitten der Sitze. Um ihn herum lediglich die zwei weiteren Passagiere und ich. Die Lichter flackerten nun auch ohne, dass die Bahn dafür anfahren musste und bei jedem Flackern, so schien es, kam die Person einen Schritt näher. Um sie herum beschlugen die Fenster. Regentropfen schlugen gegen die Scheiben – es hat den ganzen Tag noch nicht geregnet. Mir schien es, als wurde die Bahn um ihn dunkel, die beiden andern Passagiere waren urplötzlich verschwunden 
– dieser Kerl machte mir angst.
Ich wollte ihn mir nicht angucken, aus dem Augenwinkel fielen lediglich dunkle Klamotten auf, lang und schwarz. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen und sicher, ob ich es sehen wollte, war ich nicht.
Zwei Meter neben mir nahm er Platz. Da er ruhig saß, flackerten auch die Lichter nicht mehr. *leicht unheimlich wirkte dies schon.
Ich wendete mich meiner Fensterscheibe zu, sie beschlug, als ich sie anhauchte. 
Ich wischte die Scheibe wieder frei, dies gab mir die Gelegenheit, einen Blick auf den Mann zu riskieren. Kalt lief es mir den Rücken runter. 
Ich sah lediglich im Spiegelbild einen schwarzen Umriss und eine zugefrorene Scheibe hinter ihr. Ich schloss die Augen, in der Hoffnung bald aussteigen zu können. Doch als die Bahn anfing zu ruckeln, erhob ich mein Kopf und schaute mich um. In dem Moment, in dem meine Augen die Silhouette der Person schneideten, verspürte ich einen tiefen Schmerz in meinen Rücken. Es fühlte sich an, als würde man mir den gesamten Rücken aufreißen.
Ich klaffte zusammen. „Diese Person kannst du nicht ertragen“ – dachte ich mir, doch bis zu meiner Haltestelle stieg sie nicht aus. Ich bewegte mich schnellstmöglich zur Tür. Als ich draußen war holte ich tief Luft. Alles war trocken, die Nacht schien ruhig. Ich schaute, ob mir jemand gefolgt war, doch stieg ich als einziger aus. Nun sollten die letzten Meter folgen, ehe ich mich bei dir melden kann.
Doch mich beschlich ein Gefühl, als würde ich verfolgt werden. Kalt war mir und mein Rücken schmerzte. Der schwarze Mann war hinter mir her. Ich verschnellerte meinen Schritt und drehte die Musik weiter auf. Die Musik half mir, ich fühlte mich sicherer.
In den Laternen verfolgte ich meinen Schatten. So zog er an mir vorbei. 
Er wurde immer länger und es kam mir vor, als teile er sich am Ende in zwei.
 „Nur noch den Berg runter und dann ins Haus.“

Weiter weg sah ich ein Mädchen laufen, sie schien sich vor etwas zu fürchten. Ein langer und breiter Schatten verfolgte sie und immer mehr beschlich mich ein ähnliches Gefühl.
Ich kramte meinen Schlüssel hervor, doch bevor ich in der Tür verschwand, drehte ich mich noch einmal um, es war niemand zu sehen. 
Erleichtert schloss ich die Tür und lehnte mich gegen sie. In diesem Moment wurde mein Rücken wieder heiß und ich spürte eine kalte Hand auf meiner Schulter. Voller Panik rannte ich hoch, verschloss die Tür. Ich atmete erschöpft. 

Diese Heimfahrt werde ich nie vergessen. Ausgelaugt zog ich meine Jacke aus, als ich erschrocken feststellen musste, dass sich auf der rechten Schulter der Abdruck einer Hand abzeichnete.
Ich wollte nur noch ins Bett.
Ich schaute mein Eltern an. 
Sie warfen mir Sachen an den Kopf, andere fing ich auf und warf sie zurück. 
Was rede  ich eigentlich mit ihnen, wenn sie mir sowieso nie zuhören.

Es war mir egal, ich zog mich aus und ging ins Bett.

*Sowohl auf der Brust, als auch auf dem Rücken befanden sich tiefe Kratzer, 
mein ganzer Körper war blutig …
„Wer war dieser Mann..?“

Ich hatte nur das Gefühl, er erschien in Zeiten, in denen du dich von mir trennt. 
Und je größer die Entfernung zwischen uns wurde, 
desto schwacher würde ich und desto stärker er.

Es macht mir Angst und ich will nicht, dass er eines Tages gewinnt ..

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