Samstag, 19. März 2011

Spuren

Spuren im Sand,
Spuren an der Hand,
Spuren an deinem Arm,
Spuren an und in deinem Herzen.

Du: „Hast du uns etwas zu erzählen?“
Er: „Ach.. ich, ich weiß es nicht. Ich will euch keine Geschichten erzählen.“
Ich: „Du sollst uns ja auch keine Märchen erzählen, doch sieht man, dass etwas ist.“
Er: „Es ist eigentlich nichts, nichts, worüber man gerne erzählt. Schließlich geht’s ja auch gar nicht um mich.“
Du: „Und um wen geht’s dann?“
Ich: „Rede einfach drüber, egal um wen und worum es geht – in der Hoffnung es hilft dir, die ganze Sache etwas zu verarbeiten..“


Was willst du erzählen? Deinen besten Freunden, du willst sie nicht belügen. Doch anvertrauen willst du es ihnen auch nicht. Es geht nicht darum, dass sie es nicht verstehen würden, oder weiter erzählen. Nein, du bist einfach nicht der Mensch, der gern über sowas redet. Du hörst dir anderer Leute Sorgen an, gibst gute Tipps, baust sie auf und kannst ihnen weiterhelfen. Doch selber stellst du dich schwer.
Doch was willst du ihnen erzählen?


Deiner Familie geht’s nicht gut, dir selber geht’s nicht gut. Probleme, mit denen du alleine klarkommen willst. Doch je weiter die Zeit voran schreitet, desto mehr wünscht du dir vielleicht jemanden zum reden.


Du sitzt am Tisch und schiebst den Teller beiseite. Die Trauer verschnürt dir den Magen. Hunger hast du schon lange nicht mehr. Dein Teller ist noch halb voll, hast alles an gepiekt, doch letztendlich landete es doch wieder alles drauf.
Mit gesenktem Kopf sitzt da.

Merkst noch den warmen Handabdruck deines Bruders, der dich gehalten hatte. 
Alles andere ist bereits verblasst.


Er: „Ich weiß wirklich nicht, was ich euch erzählen sollte..“


Vielmehr wusste er, was er ihnen nicht erzählen wollte.
Er war nichtmehr gesund. Was er nach außen hin zeigen konnte, spiegelte sein Inneres schon lange nichtmehr wieder.
Das letzte Jahr war schlecht. Es brachte weder ihm, noch seiner Familie viel Glück.
Seinem Opa geht es immer schlechter, nicht nur seine Mutter, sondern auch sein Bruder haben eine Krankheit, die sie nichtmehr los werden. Sein Vater konnte das letzte Jahr nur halbseitig arbeiten, da er sich verletzt hatte.
Er wusste nicht, was er noch doll hat, denn viel hatte er nie. 

Er blickte fragend in seine Zukunft, wusste nicht, was auf ihn zu kommt.
Er wollte sich wenigstens der Schule widmen, als einziges, was ihm vielleicht letztendlich noch bleiben würde. 
Schule für die Zukunft, 
für die Eltern – was sollten sie sich auch nun noch mehr Sorgen machen.

Er: „Ich denke einfach ein wenig über meine Zukunft nach..“


Das tat er, doch wer denkt darüber nach, 
wie viel Zeit er noch mit seiner Familie verbringen könnte.
Er tat es, was hat er auch für eine andere Wahl.
Die Schule zu bewältigen und sich dabei nicht selber bewältigen zu lassen, dies war sein Ziel. Und Ablenkung zu finden ist schwer.

Er: „Und dann gibt es da noch dieses eine Mädchen..“


Die Eine. Ja vermutlich wirklich die, welche letztendlich für ihn da sein soll.
Er erzählt ihr nichts, doch merkte sie auch so, dass etwas nicht stimmt. Sie verbringt bereits viel Zeit mit ihm, bringt ihn als Einzige zum Lachen. Vielleicht in der Hoffnung, dass er sich ihr so öffnet, wie sie es selber tut. Er weiß, dass sie ihn immer auffangen wird, doch Momentan ist er einfach nicht bereit sich fallen zu lassen – obwohl es wohlmöglich das Beste wäre, was er tun könnte.

Er: „Keine Sorge, macht euch ma keinen Kopf. Ihr kennt mich doch. 
Wenn was is, erzähl ichs euch schon“


Kannten sie ihn wirklich?
Er hat nie wirklich viel von sich erzählt, war immer der, 
der einen guten Spruch parat hat und bei dem scheinbar alles okay war.
Scheinbar.
Vielleicht wird er irgendwann einmal die Kraft finden, 
mit ihnen über alles zu reden.
Mit diesem Mädchen, 
welchem er so vertraut, sich trotzdem nicht fallen lassen kann.

Gedeckt murmelte er zum Schluss:

„Sie wird mich auffangen oder? Wird für mich da sein, mir helfen – wenn ich nichtmehr kann. Ich bin froh sie zu haben, sie soll mir nicht weichen. Bald bin ich zu schwach um mich alleine zu halten. Sie soll meine Wegbegleiterin sein.“

Ich: „Wird sie..“

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